Intensiver Austausch statt Monologe auf dem Podium: Das „Speed Dating“ zur Bundestagswahl war nicht nur ein Gewinn für die Mitglieder des Kreislandvolkverbands Friesland, die jetzt zum Politik-Frühschoppen in den Schützenhof Jever gekommen waren. Auch die drei Kandidatinnen Anne Janssen (CDU), Ulrike Maus (Bündnis 90/Die Grünen), Siemtje Möller (SPD) und der FDP-Kandidat Robert Wegener haben in den jeweils 15-minütigen Gesprächen an wechselnden Tischen viel mitgenommen. Die Themenpalette war breit gefächert – von den optimalen Wachstumsbedingungen von Hafer bis zu ganz persönlichen Einblicken in den Alltag auf den Höfen.
Der FDP-Kandidat Robert Wegener zog für sich das Fazit, dass er Gespräche mit „Menschen aus dem echten Leben“ geführt habe – und das könne nur gut sein. Zu oft sei Politik zu praxisfern mit ihren Verfahren. Das fange bereits bei den Sitzungszeiten in den Kommunalparlamenten an, die immer weiter in den Nachmittag vorverlegt worden wären, wenn Landwirte oder selbstständige Handwerker noch arbeiten müssten.
Siemtje Möller (SPD) machte den ganz praktischen Vorschlag, dass Landwirte Daten über Tiere, Flächenbewirtschaftung oder Antibiotika-Einsatz künftig in eine zentrale Datenbank eingeben sollten, auf die dann Behörden mit entsprechenden Teil-Berechtigungen Zugriff hätten. So könne doppelte und dreifache Eingaben ein und derselben Informationen vermieden werden. Die geplante Stoffstrom-Bilanz lehnte sie aus diesem Grund auch ab.
Ulrike Maus (Bündnis 90/Die Grünen) lobte den guten fachlichen Austausch in den Gesprächen. Regeln seien für die Landwirtschaft genau wie für andere Wirtschaftsbereiche nötig, aber sie nehme mit, dass regionale Besonderheiten stärker berücksichtigt werden müssten, denn Landwirtschaft sei von Böden und Klimaverhältnissen abhängig, die überall verschieden seien.
Anne Janssen (CDU) betonte, dass eine Politik für die Landwirtschaft nur mit der Landwirtschaft gemacht werden könne und die fachliche Expertise der Landwirte wieder stärkeres Gehör finden solle. Die Politik solle sich darauf beschränken, den Rahmen zu setzen, sodass insbesondere die jungen Landwirte wieder mehr Lust auf Unternehmertum und Eigenverantwortung hätten.
Zum Schluss der Veranstaltung gab Lars Kaper, Vorsitzender des Kreislandvolkverbands Friesland, den Kandidaten noch ein Zehn-Punkte-Papier mit den drängendsten Anliegen mit auf den Weg. Die beiden wichtigsten Punkte daraus waren zum einen die Forderung nach einer Besteuerung von Agrardiesel, die sich am europäischen Durchschnitt orientiert und damit die Wettbewerbsfähigkeit der heimischen Landwirtschaft sichert. Zum anderen forderte er die Einführung eines Herkunftskennzeichens auf landwirtschaftliche Produkte: „Wenn wir unsere Märkte öffnen, etwa durch das Mercosur-Abkommen, dann muss gleichzeitig sichtbar sein, welche Produkte zu unseren Standards produziert wurden – zum Beispiel durch das Logo, das die ,Zentrale Koordination Handel Landwirtschaft‘ entwickelt hat.“